Studie „Journalismus und Demokratie“: Forschungsteam der TU Dortmund mit dem Alexis de Tocqueville-Award der WAPOR ausgezeichnet

Dortmund. Wie hängen Medienskepsis und Unzufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland zusammen? Dieser Fragestellung ist die Forschungsgruppe der Studie „Journalismus und Demokratie“ vom Institut für Journalistik nachgegangen. Dafür wurde sie in St. Louis (USA) mit dem internationalen Alexis de Tocqueville Award 2025 für Demokratieforschung ausgezeichnet. Die World Association for Public Opinion Research (WAPOR) verleiht den Award jährlich für das beste Paper zu Demokratie und öffentlicher Meinung. Ausgezeichnet wurden Dr. Thomas Roessing, Kristina Beckmann und Leonie Krzistetzko sowie die Studienleiter Prof. Dr. Michael Steinbrecher und Prof. Dr. Günther Rager von der TU Dortmund.

Forschungsteam der TU Dortmund mit dem Alexis de Tocqueville-Award der WAPOR ausgezeichnet
von links: Michael Steinbrecher, Kristina Beckmann, Thomas Roessing und Leonie Krzistetzko. Es fehlt: Günther Rager. Foto: Daniela Arndt

Die Forschenden konnten unter anderem herausfinden, dass ein Zusammenhang zwischen der wahrgenommenen Glaubwürdigkeit des Journalismus in Deutschland und der Zufriedenheit mit der Demokratie in der Bundesrepublik besteht. Auch entdeckten sie einen Zusammenhang zwischen dem Wohlstand der Befragten und der Unzufriedenheit mit Journalismus und Demokratie.

Zeitgemäß, politisch relevant und wissenschaftlich interessant

„Dieses Paper bietet eine durchdachte und empirisch fundierte Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Medienskepsis und Demokratieunzufriedenheit im heutigen Deutschland“, begründet die WAPOR die Vergabe der Auszeichnung an das Team. Die Erkenntnisse der Autoren seien zeitgemäß, politisch relevant und von breitem Interesse für Wissenschaftler, die sich mit der öffentlichen Meinung, den Medien und der Widerstandsfähigkeit der Demokratie befassen.

Noch in diesem Jahr möchte das Forschungsteam mit der vierten Welle der Langzeitstudie beginnen. Im Herbst sollen die Bürgerinnen und Bürger Deutschlands erneut in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut forsa repräsentativ zu ihren Einstellungen zu Medien und Demokratie befragt werden.

„Journalismus ist ein ganz essentieller Teil für das Funktionieren einer Demokratie“

Für Prof. Dr. Manfred Bayer, Rektor der TU Dortmund, widmet sich die Studie den wichtigen Fragen dieser Zeit: „Journalismus ist ein ganz essentieller Teil für das Funktionieren einer Demokratie, den es zu schützen und zu pflegen gilt. Umso mehr Gratulation an Michael Steinbrecher und sein Team am Institut für Journalistik für diesen internationalen Preis zur Demokratieforschung.“

Die Langzeitstudie „Journalismus und Demokratie“ untersucht jährlich, welche Erwartungen von unterschiedlichen Gruppen an den Journalismus gestellt werden, wie sehr die Gruppen dem Journalismus vertrauen und was sie an ihm kritisieren. 2024 wurden zum dritten Mal Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten und die Bevölkerung in Deutschland befragt. Die Studie ist multiperspektivisch angelegt und ermöglicht eine Sicht auf die Entwicklung des Verhältnisses von Journalismus und Gesellschaft. Gefördert wird die Studie von der Stiftung Presse-Haus NRZ.

Die Laudatio der WAPOR in voller Länge

„De Tocqueville saw democracy as an equation that balanced liberty and equality, concern for the individual and as well as for the community. Given the ongoing relevance of his observations, this award is given annually to a paper presented at the WAPOR conference that is concerned with democracy and public opinion in the world, whether in consolidated or in emerging democracies.

A special thank you goes to the 2025 Award Committee, including former WAPOR Presidents Timothy Johnson, Marita Carballo, Claire Durand, Kathy Frankovic, Alejandro Moreno, President Robert Chung and the current President Christian Haerpfer. This year’s the Alexis de Tocqueville Award goes to Thomas Roessing (Germany), Kristina Beckmann (Germany), Leonie Krzistetzko (Germany), Günther Rager (Germany) and Michael Steinbrecher (Germany) for the paper “Tackling the peculiar connection between media skepticism and dissatisfaction with democracy in Germany”. This paper offers a thoughtful and empirically grounded investigation into the link between media skepticism and democratic dissatisfaction in contemporary Germany.

Drawing on multi-year survey data across journalists, politicians, and the general public, it reveals how perceptions of journalistic bias—especially the hostile media effect—are associated with declining trust in both journalism and democracy. The authors carefully connect economic anxieties, institutional trust, and political identity to these attitudes, highlighting how material and symbolic factors shape democratic confidence. Its insights are timely, policy-relevant, and of broad interest to scholars of public opinion, media, and democratic resilience.“ (WAPOR, 2025)

Die deutsche Fassung der Laudatio

„De Tocqueville sah die Demokratie als eine Gleichung, die Freiheit und Gleichheit, die Sorge um das Individuum und die Gemeinschaft in Einklang bringt. Angesichts der anhaltenden Relevanz seiner Beobachtungen wird dieser Preis jährlich an einen auf der WAPOR-Konferenz vorgelegten Beitrag verliehen, der sich mit Demokratie und öffentlicher Meinung in der Welt befasst, sei es in konsolidierten oder in aufstrebenden Demokratien.

Ein besonderer Dank geht an das Preiskomitee 2025, zu dem die ehemaligen WAPOR-Präsidenten Timothy Johnson, Marita Carballo, Claire Durand, Kathy Frankovic, Alejandro Moreno, Präsident Robert Chung und der aktuelle Präsident Christian Haerpfer gehören. Der diesjährige Alexis de Tocqueville Award geht an Thomas Roessing (Deutschland), Kristina Beckmann (Deutschland), Leonie Krzistetzko (Deutschland), Günther Rager (Deutschland) und Michael Steinbrecher (Deutschland) für den Beitrag „Tackling the peculiar connection between media skepticism and dissatisfaction with democracy in Germany“. Dieser Beitrag bietet eine durchdachte und empirisch fundierte Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Medienskepsis und Demokratieunzufriedenheit im heutigen Deutschland.

Auf der Grundlage mehrjähriger Umfragedaten von Journalisten, Politikern und der breiten Öffentlichkeit wird aufgezeigt, wie die Wahrnehmung journalistischer Voreingenommenheit – insbesondere der Effekt der feindseligen Medien – mit einem sinkenden Vertrauen in den Journalismus und die Demokratie verbunden ist. Die Autoren stellen sorgfältig eine Verbindung zwischen wirtschaftlichen Ängsten, institutionellem Vertrauen und politischer Identität her und zeigen auf, wie materielle und symbolische Faktoren das demokratische Vertrauen beeinflussen. Die Erkenntnisse sind zeitgemäß, politisch relevant und von großem Interesse für Wissenschaftler, die sich mit der öffentlichen Meinung, den Medien und der Widerstandsfähigkeit der Demokratie beschäftigen.“ (WAPOR, 20205)

Ein Kommentar

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