Die repräsentative Bevölkerungsbefragung fördert einige überraschende wie auch besorgniserregende Ergebnisse zutage: 41 Prozent der Befragten stimmten demnach der Aussage zu, die Glaubwürdigkeit des Journalismus habe durch die Corona-Berichterstattung abgenommen – nur 8 Prozent stimmten gegenteilig ab.
Ebenso waren 43 Prozent der Befragten der Meinung, der Journalismus sei in den vergangenen Jahren „schlechter geworden“. Ihre Kritikpunkte fielen dabei eindeutig aus: 62 Prozent stimmten der Aussage zu „Im Journalismus wird zu sehr auf Übertreibung und Skandalisierung gesetzt“. 56 Prozent waren der Meinung „Die journalistischen Medien berichten zu viel über Probleme und zu wenig über Lösungen“ und 28 Prozent schlussfolgerten „Die Medien haben den Kontakt zu Menschen wie mir verloren“.
65 Prozent der Befragten attestierte Journalist*innen Macht, und knapp über die Hälfte waren der Ansicht, „Journalist*innen nutzen ihre Macht manchmal aus“. Dass in den Medien gelogen, also absichtlich die Unwahrheit erzählt werde, erschien 19 Prozent der Befragten plausibel – genauso (17 Prozent), dass „den deutschen Medien von Staat und Regierung vorgegeben wird, worüber sie berichten sollen“. Dabei stimmten ebenfalls nur 20 Prozent der Aussage zu, „die Journalistischen Medien sind bereit, Fehler zuzugeben“.
Kritikpunkte

Erwartungen an den Journalismus
All diese Kritikpunkte stehen im Zusammenhang mit den Erwartungen, die die Befragten an den Journalismus haben. Dabei war es 94 Prozent der Befragten wichtig, dass Journalist*innen sie „möglichst neutral und präzise informieren“, dass die Berichterstattenden „Meinungen von Fakten klar trennen“ (92 Prozent) und „Kritik an Missständen üben“ (90 Prozent).
Weniger Zustimmung erfuhren dabei Items wie „Ich erwarte von Journalist*innen, dass sie mir als Ratgeber bzw. Lebenshilfe dienen“ (37 Prozent), „mir Unterhaltung und Entspannung bieten“ (30 Prozent) oder „mir eigene Meinungen präsentieren“ (29 Prozent). Immerhin jeweils 77 Prozent gaben an, sie erwarteten vom Journalismus, dass er „zur politischen Teilhabe“ anrege und „Lösungen für gesellschaftliche Probleme diskutiert und aufzeigt“.
Fragen nach dem Selbstbild von Journalist*innen
Diskrepanzen ergeben sich in dem Moment, in dem die Befragten nach dem erwarteten Selbstbild von Journalist*innen gefragt werden – also was sie glauben, was Journalist*innen in ihrem Beruf wichtig sei. Hier klafften vor allem die Angaben zu den Aspekten auseinander, die die Befragten zuvor als besonders wichtig eingestuft hatten: Dass Journalist*innen ihre Leser*innen tatsächlich „möglichst neutral und präzise informieren“ wollen, glaubten nur 53 Prozent der Befragten – also 41 Prozent weniger als der Aussage zustimmten, genau das vom Journalismus zu erwarten.
Gleich hoch war die Differenz bezüglich der Aussage „Meinungen und Fakten klar zu trennen“: Stimmten 92 Prozent der Befragten zu, dass sie das vom Journalismus erwarten, waren es nur noch 51 Prozent, die diese Absicht bei Journalist*innen in ihrer Berufsausübung selbst vermuteten.
Anders herum stimmten zwar nur 27 Prozent zu, dass sie vom Journalismus erwarten, dass er ihnen „eigene Meinungen präsentiert“, jedoch 47 Prozent vermuteten diese Absicht bei Journalist*innen. Entsprechend fällt das Ergebnis aus hinsichtlich der Aussage „Ich erwarte von Journalist*innen, dass sie Fakten besonders betonen, die ihre Meinung unterstützen“: Nur ein Drittel der Befragten stimmte hier zu, demgegenüber jedoch 56 Prozent in Bezug auf das erwartete Selbstbild der Journalist*innen.
Ein Blick aufs Positive:


Teilnehmer*innen
An der Befragung nahmen 1002 Personen teil (49% männlich, 51% weiblich). Die Befragten sind im Mittel 50,5 Jahre alt (Median: 52 Jahre).

Fragebogen
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragte nach Repräsentativität ausgewählte Mitglieder eines Online-Panels mit einem Online-Fragebogen.

Zeitraum
Die Fragebögen wurden zwischen dem 21. Januar und dem 01. Februar 2022 ausgefüllt.